Klare Wünsche: Noch mehr Kooperation, Abbau bürokratischer Hürden, Grand Est als (noch) Unbekannte greifen können
Es brauchte schon ein verlängertes Berliner Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den sicher beziehungsweise wahrscheinlich scheidenden Präsidenten Barack Obama und Francois Hollande, dass Botschafter Philippe Étienne dem Frankreich besonders geneigten Karlsruhe noch absagen musste. Aber Wirtschaftsgesandte Anne-Laure de Coincy vertrat ihn jüngst beim Austausch mit Wirtschaft und Wissenschaft zur Zusammenarbeit mit Frankreich voll Leidenschaft und kalkulierter Zuversicht, was sowohl den eigenen wirtschaftlichen Aufschwung als auch das gemeinsame Wirken anbelangt. Der Vorsitzende der TechnologieRegion Karlsruhe (TRK), Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, betonte einmal mehr die vielschichtig besonderen Beziehungen, wie der Präsident der Industrie- und Handelskammer, Wolfgang Grenke, als Gastgeber den nach den USA zweitwichtigsten Handelspartner Baden-Württembergs und die deutsch-französische Freundschaft würdigte. „Karlsruhe ging es immer gut, wenn die Grenzen nach Frankreich offen waren“, sprach Mentrup von einer liebgewonnenen und stets aufs Neue zu belebenden Verpflichtung.
Mobilität als TRK-Säule neben Energie und IT war wie die Suche nach nahen Fachkräften ein prägendes Thema des Austauschs. Das unlängst offiziell initiierte Testfeld automatisiertes Fahren in einem großen Gebiet mit Karlsruhe als Zentrum beflügelt die Region ohnehin – und soll nicht an der Grenze enden, der Eurodistrikt Pamina mit dem grundsätzlich engen Partner Nordelsass eingebunden werden. Unklar ist allen noch, wie sich die nationale Gebietsreform auswirkt, mit der die unter anderem das Elsass und Lothringen umfassenden Grenzregion Grand Est entstand. „Manchmal muss man jetzt nach Nancy statt nach Straßburg. Fällt uns als Karlsruher nicht schwer“, warf Mentrup in Anspielung auf die Städtepartnerschaft mit der lothringischen Stadt ein, wollte aber die genauen Zuständigkeiten und Ansprechpartner geklärt wissen – schnellstmöglich, bevor die noch zu verhandelnden Strukturen endgültig feststehen.
Unternehmer wünschen sich das auch und generell, wie Rene Ohlmann (ADDI-DATA) pointierte, „so wenige Regelungen und so viel Freiraum wie möglich“. Unmut löst aus, dass – erst seit wenigen Monaten – die Entsendung Beschäftigter nach Frankreich enormen Verwaltungsaufwand und bei Nichtbeachtung Bußgelder nach sich zieht. Die kamen auch auf deutsche Standbetreiber zu, die auf einer Straßburger Verbrauchermesse ihre Info-Texte nicht auf Französisch anboten. Mentrup warb an dieser Stelle für diplomatische Zwischenschritte vor Sanktionen, gegenüber Wirtschaft wie Wissenschaft dafür, die Verknüpfungen der Politik mit der französischen Seite zu nutzen. Messeleiterin Britta Wirtz hofft auf mehr französisches Engagement bei hiesigen Messen. Ausdrücklich gelobt wurden Frankreichs Mega- Investitionen für die noch schnellere Bahnverbindung Karlsruhe – Paris und die von de Coincy „revolutionär“ genannten Erleichterungen bei Genehmigungsverfahren. Früher sei die ausbleibende Antwort der zuständigen Verwaltung als Absage zu behandeln gewesen, heute verhalte es sich binnen kurzer Zeit umgekehrt.
Quelle : Pressenachricht der Technologie Region Karslruhe Newsletter N° 11 Dezember 2016